Das → Raumzellenbausystem Flex-Bau basiert auf einem horizontalen Planungsraster von 2,95 × 5,68 m, die Geschosshöhe beträgt 2,8 m. Standardisierte Raumzellen aus armiertem Beton sowie Treppen- und Balkonelemente bilden die Tragkonstruktion. Der Innenausbau wird bereits in der Fabrik durchgeführt: Tragwände, Fassadenelemente, Türen und Installationen sind gemäss dem Systemkatalog «feste», leichte Innenwände, Schränke hingegen «verschiebbare Ausbauteile». Auf der Baustelle werden nur noch die Fundamente in massivem Ortbeton gegossen, die Raumzellen aneinandergereiht und aufeinandergestapelt und die Installationsleitungen verbunden. Die Raumzellen sind untereinander mit Eisenlaschen verbunden und verschraubt, die Fugen der Aussenwandbauteile verkittet. Mit dem Flex-Bau-System sollten Bauten – hauptsächlich Mehrfamilienhäuser oder kleinere → Scheibenhäuser – mit einer maximalen Geschosszahl von 5, mit «Verstärkung» bis zu 12 errichtet werden können.
Bei dieser Beschreibung handelt es sich um einen Open-Source-Auszug aus dem Text im Buch «Systembau in der Schweiz – Geschichte und Erhaltung», das 2022 im gta Verlag erschienen ist.
Gemeinde
Emmen LU Adresse ehemals Rosenaustrasse 15 und 17 Bauzeit 1968. Abbruch 2020 Bauherrschaft unbekannt Beteiligte Personen Otto Schärli-Graf, Architekt Beteiligte Unternehmen Gebr. Brun AG, Bauunternehmung Entwicklung des Systems Marcel Desserich, Ingenieur Otto Schärli-Graf, Architekt |
Das viergeschossige Mehrfamilienhaus in Emmen war das erste im System Flex-Bau errichtete Gebäude. Die Flachdachkonstruktion erstreckte sich auf einem längsrechteckigen Grundriss. Die typische Flex-Bau-Fassadenstruktur beruht auf der charakteristischen Wölbung der Boden- und Deckenabschlüsse. In Emmen wurde diese an beiden Längsfassaden zusätzlich farblich hervorgehoben: Die Deckenwölbungen der einzelnen Raumzellen wurden dunkelbraun, die Aussenränder hellbraun und die weiteren Flächen beige gestrichen. Die gewölbten Decken waren auch im Innern sichtbar. An der Westfassade traten pro OG je vier Balkone in Form vorgehängter Raumzellen hervor. Wie diejenigen des 1. und 2. OG wurden auch die Balkone des 3. OG von einem Betonelement überdacht, das integraler Bestandteil der Raumzelle war und als Stütze für einen nächsten Balkon hätte dienen können. Die Erschliessung des Gebäudes erfolgte über die Westfassade, wo sich die mittleren vier Raumzellen des Eingangsgeschosses einem Arkadengang ähnlich öffneten.
Das Mehrfamilienhaus, das 20 Wohnungen mit einer Zimmergrösse von 16 m² und einer Wohnzimmergrösse von 32 m² umfasste, wurde 2020 abgebrochen. |
Bei dieser Beschreibung handelt es sich um einen Open-Source-Auszug aus dem Text im Buch «Systembau in der Schweiz – Geschichte und Erhaltung», das 2022 im gta Verlag erschienen ist.
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Das ca. 250 Seiten umfassende Buch «System & Serie. Systembau in der Schweiz – Geschichte und Erhaltung» enthält neben wissenschaftlichen Essays zur Geschichte und zur Bedeutung des Systembaus auch viele ausführliche Porträts von Schweizer Bausystemen und in der Schweiz errichteten Systembauten. Dazu kommen zwei interdisziplinäre Gespräche zu den Aspekten Bauphysik und Statik sowie ein umfassendes Werkverzeichnis, ein Glossar und ein Personenverzeichnis zum Systembau in der Schweiz.
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