Das System Göhner ist ein → Grosstafelbausystem, dessen Hauptbestandteile, Wand- und Deckenplatten aus armiertem Beton, sich zu Typenwohnungen und – aufeinandergestapelt – zu Gebäuden kombinieren lassen. Rund 9000 Wohnungen wurden zwischen 1966 und 1975 in der Schweiz mit diesem System gebaut, im Kanton Zürich stammte zu jener Zeit annähernd jede zehnte Neubauwohnung aus den Produktionswerken der Ernst Göhner AG.
Auch wenn der Bauunternehmer Ernst Göhner mit dem gemeinsam mit Gottlieb Schindler entwickelten → Leichtbausystem Schindler-Göhner (SGS) seit den 1940er Jahren durchaus eigene Systembau-Erfahrung vorweisen konnte, basiert das konstruktive Grundgerüst auf dem französische Beton-Grosstafelbausystem «Camus» des ehemaligen Citroën-Ingenieurs Raymond Camus, welches für den staatlich finanzierten sozialen Massenwohnungsbau konzipiert worden war. Göhner aber zielte auf den Mittelstand. Adaptiert an Schweizer Marktverhältnisse und Qualitätsansprüche wurden Camus’ Bauelemente in den Werken der Igéco SA in Etoy und Lyssach weiterentwickelt, und ab 1966 belieferte ein dritter Produktionsstandort in Volketswil eigens die vielen Baustellen in der Zürcher Agglomeration.
Die zweischaligen Wand- und Deckenplatten wurden nur punktuell mit verschweissten Stahllaschen verbunden, die Zwischenräume mit Feinbeton verfüllt. Mit Seiden-Isolierzöpfen und elastischem Kitt dichtete man schliesslich die Fugen zwischen den → Sandwich-Elementen der Fassaden ab. Deren bautechnische Qualität war indes beachtlich: Die Bewehrung der äusseren Fassadenschicht wurde in Edelstahl ausgeführt und auch nach rund 50 Jahren sind kaum Einbussen bei den Dämmeigenschaften zu erkennen.
Die Leistung von Göhners Plattenbausystem gründet neben der technischen Verfeinerung der Struktur auch darauf, dass diese mit standardisierten und für die industrielle Vorfertigung optimierten Ausbauelementen ergänzt wurde, die Partner- und Tochterfirmen passgenau produzierten. Die Ernst Göhner AG, einst aus der väterlichen Schreinerei hervorgegangen, trat dabei als Generalunternehmung auf und konnte sämtliche Leistungen, von der Baulandbeschaffung über die Planung, die Produktion und den Rohbau bis hin zum Finish der inneren Oberflächen, aus einer Hand anbieten.
Kurz vor seinem Tod 1971 verkaufte Ernst Göhner sein unternehmerisches Lebenswerk an die Elektrowatt AG, eine Industrie-Holding mit engen Verbindungen zur Schweizerischen Kreditanstalt, der heutigen Credit Suisse. Sein Vermögen vermachte er der bereits 1945 gegründeten und bis heute existierenden Ernst Göhner Stiftung. Nach weiteren Fusionen, etwa mit der Generalunternehmung Merkur oder der Zschokke Holding, ist die Ernst Göhner AG heute komplett im grössten Schweizer Baukonzern Implenia aufgegangen.
Auch wenn der Bauunternehmer Ernst Göhner mit dem gemeinsam mit Gottlieb Schindler entwickelten → Leichtbausystem Schindler-Göhner (SGS) seit den 1940er Jahren durchaus eigene Systembau-Erfahrung vorweisen konnte, basiert das konstruktive Grundgerüst auf dem französische Beton-Grosstafelbausystem «Camus» des ehemaligen Citroën-Ingenieurs Raymond Camus, welches für den staatlich finanzierten sozialen Massenwohnungsbau konzipiert worden war. Göhner aber zielte auf den Mittelstand. Adaptiert an Schweizer Marktverhältnisse und Qualitätsansprüche wurden Camus’ Bauelemente in den Werken der Igéco SA in Etoy und Lyssach weiterentwickelt, und ab 1966 belieferte ein dritter Produktionsstandort in Volketswil eigens die vielen Baustellen in der Zürcher Agglomeration.
Die zweischaligen Wand- und Deckenplatten wurden nur punktuell mit verschweissten Stahllaschen verbunden, die Zwischenräume mit Feinbeton verfüllt. Mit Seiden-Isolierzöpfen und elastischem Kitt dichtete man schliesslich die Fugen zwischen den → Sandwich-Elementen der Fassaden ab. Deren bautechnische Qualität war indes beachtlich: Die Bewehrung der äusseren Fassadenschicht wurde in Edelstahl ausgeführt und auch nach rund 50 Jahren sind kaum Einbussen bei den Dämmeigenschaften zu erkennen.
Die Leistung von Göhners Plattenbausystem gründet neben der technischen Verfeinerung der Struktur auch darauf, dass diese mit standardisierten und für die industrielle Vorfertigung optimierten Ausbauelementen ergänzt wurde, die Partner- und Tochterfirmen passgenau produzierten. Die Ernst Göhner AG, einst aus der väterlichen Schreinerei hervorgegangen, trat dabei als Generalunternehmung auf und konnte sämtliche Leistungen, von der Baulandbeschaffung über die Planung, die Produktion und den Rohbau bis hin zum Finish der inneren Oberflächen, aus einer Hand anbieten.
Kurz vor seinem Tod 1971 verkaufte Ernst Göhner sein unternehmerisches Lebenswerk an die Elektrowatt AG, eine Industrie-Holding mit engen Verbindungen zur Schweizerischen Kreditanstalt, der heutigen Credit Suisse. Sein Vermögen vermachte er der bereits 1945 gegründeten und bis heute existierenden Ernst Göhner Stiftung. Nach weiteren Fusionen, etwa mit der Generalunternehmung Merkur oder der Zschokke Holding, ist die Ernst Göhner AG heute komplett im grössten Schweizer Baukonzern Implenia aufgegangen.
Bei dieser Beschreibung handelt es sich um einen Open-Source-Auszug aus dem Text im Buch «Systembau in der Schweiz – Geschichte und Erhaltung», das 2022 im gta Verlag erschienen ist.
Stadt
Zürich Quartier Albisrieden Adresse Im Sträler 3–44 Bauzeit 1970–1972 Bauherrschaft Stadt/Land Immobilien AG Pensionskasse der Schweizerischen Kreditanstalt Beteiligte Personen Walter Bühler, Ingenieur Walter Maria Förderer, Architekt Peter Steiger, Architekt Christian Stern, Landschaftsarchitekt Beteiligte Unternehmen Ernst Göhner AG, Generalunternehmung Steiger Architekten und Planer, Architekturbüro Entwicklung des Systems Gelpke & Düby, Planungsbüro Ernst Göhner AG, Zürich Hans Litz, Architekt Jakob Schilling, Architekt Martin Steiger, Architekt Peter Steiger, Architekt |
Bis zu elf Geschosse hoch erheben sich die vier terrassierten → Scheibenhäuser der Überbauung Langgrüt in Zürich-Albisrieden. In Zusammenarbeit mit Walter Maria Förderer realisierten Steiger Architekten und Planer 316 Miet- und Eigentumswohnungen, vom Einraumstudio bis zur Familienwohnung mit sieben Zimmern.
Zwischen den stark gestaffelten Bauten wölbt sich eine künstliche Gartenlandschaft über zwei grosse Einstellhallen. Wie bei Göhner-Siedlungen üblich, sind die Erschliessungswege für Fuss- und Autoverkehr strikt voneinander getrennt. Die Ostfassaden der Häuser sind durch die in regelmässigem Rhythmus aus der Front hervorstossenden Lifttürme gegliedert, zwischen denen sich die eingezogenen Hauseingänge befinden. Den Ausdruck der Westfassaden prägen die zu Türmen gestapelten, mit dem System «G3» (der zweiten Weiterentwicklung des Bausystems) eingeführten, schrägen Balkone. Die Grundrissdisposition der Siedlung wurde massgeblich von der Montageeffizienz bestimmt. Die während des Baus als Lager- und Montageplätze genutzten Zwischenräume wurden schliesslich mit dem Aushubmaterial modelliert und begrünt, wofür sich der Landschaftsarchitekt Christian Stern verantwortlich zeichnete, der fast alle Göhner-Siedlungen mitgestaltete. Während aussen das Fugenbild und die nüchternen, lediglich gestrichenen Betonoberflächen den progressiven Fertigungsprozess zur Schau stellen, scheint die Gestaltung der Innenräume vollkommen auf die Komfort- und Qualitätsansprüche der mittelständischen Zielgruppe ausgerichtet: Die Treppenhäuser und grosszügigen Hauseingänge lassen die Spuren der präfabrizierten Konstruktion fast gänzlich hinter «gut präsentierenden Materialien» verschwinden, wie ein Werbeprospekt aus der Entstehungszeit verspricht. Nur die offenen Fugen zwischen den Wänden und den kunststeinbeschichteten Treppen verraten deren Elementcharakter. Sie versinnbildlichen die stolz beworbene akustische Trennung zwischen privater Wohnung und allgemeiner Erschliessung als Bestandteil des Göhner’schen Wohnkomforts, der technische Annehmlichkeiten auf der Höhe der Zeit (Gegensprechanlagen, Radio- und Fernsehbuchsen) mit wartungsarmen Details und pflegeleichten Oberflächen (Linoleumböden, Mosaiksteinwände in den Nasszellen) verbindet. |
Bei dieser Beschreibung handelt es sich um einen Open-Source-Auszug aus dem Text im Buch «Systembau in der Schweiz – Geschichte und Erhaltung», das 2022 im gta Verlag erschienen ist.
... mehr lesen:
Das ca. 250 Seiten umfassende Buch «System & Serie. Systembau in der Schweiz – Geschichte und Erhaltung» enthält neben wissenschaftlichen Essays zur Geschichte und zur Bedeutung des Systembaus auch viele ausführliche Porträts von Schweizer Bausystemen und in der Schweiz errichteten Systembauten. Dazu kommen zwei interdisziplinäre Gespräche zu den Aspekten Bauphysik und Statik sowie ein umfassendes Werkverzeichnis, ein Glossar und ein Personenverzeichnis zum Systembau in der Schweiz.
|