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Institutionalisierter Systembau mit dem offenen Schulbausystem CROCS

Text: Lucia Gratz
Die Entwicklung des offenen Bausystems CROCS und die rund 20 mit diesem zwischen 1966 und 1975 in den Kantonen Waadt und Bern realisierten Bauten, vorwiegend Schulanlagen sowie ein Verwaltungsbau und ein Wohnheim für Studierende, sind von einem institutionellen Interesse an der Baurationalisierung geprägt und damit wichtige Zeugen einer Entwicklung, die in der Schweiz einzigartig blieb.

​Im Rahmen des Wiederaufbaus und angesichts des starken Bevölkerungswachstums wurden nach dem Zweiten Weltkrieg in mehreren europäischen Ländern staatliche Programme zur Schaffung von Schulraum durchgeführt. In der Schweiz war es einzig die Stadt Lausanne, die wegen der zunehmenden Raumknappheit 1965 ein auf zehn Jahre ausgelegtes Schulbauprogramm startete. Der Auftrag für die Entwicklung eines Schulbausystems ging an das Atelier des architectes associés (AAA), die eigens dafür das Centre de rationalisation et d’organisation des constructions scolaires (CROCS) gründeten, eine Forschungsgruppe aus Architekten und Ingenieuren.

Mit wissenschaftlicher Systematik wurden funktionale Standards für die Ausstattung von Fachräumen, die Integration neuartiger technischer Lernmittel und den zeitgemässen Komfort flexibel nutzbarer Klassenräume formuliert. Für die bauliche Umsetzung entwickelte das Team das Schulbausystem CROCS, das sich in aufeinander abgestimmte Subsysteme für Konstruktion, Haustechnik, Fassade und Ausbau gliedert. Der Skelettkonstruktion aus Stahl und den Fassadenelementen liegt ein Modulraster von 60 cm zugrunde. Die typisierten Elemente konnten von jedem Stahlbauunternehmen hergestellt werden, und die Kombinierbarkeit mit marktüblichen Innenwandsystemen war gegeben. Ebenso sollte es möglich sein, CROCS-Bauten um ganze Raumschichten zu erweitern oder um zusätzliche Geschosse aufzustocken, wie 1989 beim Collège de la Rouvraie in Lausanne geschehen.

Bei dieser Beschreibung handelt es sich um einen Open-Source-Auszug aus dem Text im Buch «Systembau in der Schweiz – Geschichte und Erhaltung», das 2022 im gta Verlag erschienen ist.
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Schul- und Kirchgemeindezentrum Neuenegg

Text: Lucia Gratz
​Bilder: Oliver Marc Hänni
Gemeinde
Neuenegg BE
Ort
Neuenegg
Adresse
Stuberweg 6
Bauzeit
1973–1975
Bauherrschaft
Gemeinde Neuenegg
Kirchgemeinde Neuenegg
Beteiligte Personen
Kurt Aellen, Architekt
Ueli Berger, Künstler und Landschaftsgestalter
Franz Biffiger, Architekt
Urs Hettich, Architekt
Daniel Reist, Architekt
Bernhard Suter, Architekt
Hans Peter Stocker, Ingenieur
Beteiligte Unternehmen
Arbeitsgruppe für rationelles Bauen (ARB), Architekturbüro
Zwahlen et Mayr SA, Stahlbau
Entwicklung des Systems
Atelier des architectes associés (AAA)
Jean-Pierre Cahen, Architekt
Pierre Bussat, Architekt
Centre de rationalisation et d’organisation des constructions scolaires (CROCS)
Jacques Dumas, Architekt
Jean-Pierre Gonthier, Ingenieur
Jean-Claude Piguet, Ingenieur
Paul Vallotton, Architekt
Michel-Robert Weber, Architekt
Jean-Marie Yokoyama, Ingenieur
Ende der 1960er Jahre stieg auch in der Gemeinde Neuenegg die Zahl der Schulkinder mit einer längerfristigen Wachstumsprognose, sodass sich Gemeinde und Kirchgemeinde auf den Bau eines gemeinsamen Schul- und Kirchgemeindezentrums am Standort Neuenegg-Dorf neben dem Schulhaus und der Turnhalle aus den 1940er Jahren verständigten. Das Architekturbüro Atelier 5 organisierte dafür 1971 einen Projektwettbewerb, den im Jahr darauf die jungen Berner Architekten der Arbeitsgruppe für rationelles Bauen (ARB) mit einem streng quadratischen Bau im System CROCS für sich entschieden.

Das EG des neuen Schulhauses besteht etwa zur Hälfte aus einer offenen Halle, die als gedeckter Pausen- und Spielbereich sowie als Velounterstand genutzt wird. Von hier gelangt man ins Innere. Die Räume im OG sind um einen Lichthof organisiert. Die breiten Flure vor den zehn Klassenzimmern dienen als offene Lernlandschaften und Garderoben zugleich. Ein zweigeschossiger Saal verbindet EG und OG und kann mit faltbaren Leichtbauwänden zu den Flurbereichen hin geöffnet und damit räumlich bis zum Innenhof erweitert werden. Die Aula ist so angeordnet, dass sie von der Schule wie auch der Kirchgemeinde genutzt werden kann.

Mit einem Abstand von 5,4 m oder 7,8 m gliedern Rundstützen die Räume und machen zusammen mit der Untersicht der Fachwerkträger die geschraubte Konstruktion erfahrbar. Installationen verlaufen in den Trägerzwischenräumen; die Gipsständerwände wurden aus Gründen der Flexibilität direkt auf dem durchlaufenden Industrieparkett befestigt. Mit seinem «Pirelli»-Boden, dem dunkelbraunen Anstrich der Stahlkonstruktion und den mit Holzlamellen verkleideten Deckenfeldern folgt das Innere der Schule einer zeittypische Materialsprache. Die künstliche Topografie und die organisch geschwungenen Wege der Aussenbereiche kontrastieren als gestalterischer Beitrag des Künstlers Ueli Berger die «Anonymität des gegliederten Bausystems». Bestandteil von Bergers «performativem Kunst-am-Bau-Verständnis» sind auch Wolkenlampen, Pop-Art-Wandmalereien und die in den Klassenzimmern demontier- und individuell gestaltbaren Leichtbauplatten im verglasten Brüstungsbereich. Mit einer an der Aussenfassade sichtbaren, umlaufenden Bemalung schufen Schülerinnen und Schüler in immer wieder neuen Aktionen ein «sprechendes Schulhaus».

Seit seiner Errichtung wurde das Gebäude nur wenig verändert. Nach 1987 wurden das Dach nachgedämmt und die Flachdachabdichtung erneuert.  Wegen bauklimatischer Defizite scheint das Verhältnis zum 45-jährigen Schulhaus in der Gemeinde zwiegespalten. 2020 wurde ein Projektwettbewerb zur Erneuerung der Schulanlage durchgeführt. Da das bestehende Bauwerk gut am Standort eingepasst ist und auf einem kostspielig gepfählten Fundament steht, wurde von einem Neubau abgesehen. Zumindest die Stahlkonstruktion des Schul- und Kirchgemeindezentrum wird so erhalten bleiben.

Bei dieser Beschreibung handelt es sich um einen Open-Source-Auszug aus dem Text im Buch «Systembau in der Schweiz – Geschichte und Erhaltung», das 2022 im gta Verlag erschienen ist.

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​Das ca. 250 Seiten umfassende Buch «System & Serie. Systembau in der Schweiz – Geschichte und Erhaltung» enthält neben wissenschaftlichen Essays  zur Geschichte und zur Bedeutung des Systembaus auch viele ausführliche Porträts von Schweizer Bausystemen und in der Schweiz errichteten Systembauten. Dazu kommen zwei interdisziplinäre Gespräche zu den Aspekten Bauphysik und Statik sowie ein umfassendes Werkverzeichnis, ein Glossar und ein Personenverzeichnis zum Systembau in der Schweiz.
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© 2022 ICOMOS Suisse, ​​Arbeitsgruppe System & Serie
Bilder: Oliver Marc Hänni, Raphael Sollberger, Melanie Wyrsch
​Redaktion und Webdesign: Raphael Sollberger, www.dessign.ch
Layout-Konzept und ​Illustrationen: Nadine Rinderer

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