Ein mit VE 66 errichtetes Gebäude setzt sich aus vier aufeinander abgestimmten Teilsystemen zusammen: dem Tragsystem, dem Ausbausystem, einem Installations- und einem Einrichtungssystem. Das Tragsystem ist ein Stahlskelett-Flächentragwerk, das auf einem → Virendeelträger basiert. Ein Raumteil besteht jeweils aus einem Boden- und Deckengitterelement, das an allen vier Ecken abgestützt ist. Die Eckstützen vereinen sich entlang der Fassaden somit zu Doppel- und im Innern des Baus zu Vierlingsstützen. Konventionell errichtete Elemente wie Aufzugsschächte, Treppenhäuser oder Brandmauern waren für die horizontale Aussteifung verantwortlich. In einem Sonderdruck der Zeitschrift «Detail» ist zu lesen: «[…] sämtliche Teilsysteme (Aussenwandsystem, Trennwandsystem, Unterdeckensystem, Bodenplatten) sind auf ausgefachten Rahmenkonstruktionen aufgebaut, sodaß unterschiedliche gestalterische und bauphysikalische Bedürfnisse oder Bedingungen durch variierende Kombinationen der verschiedensten Materialien leicht erfüllt werden können. Aufgrund des Hohlraumrasters können alle bekannten und notwendigen Installationssysteme integriert werden.» Das Tragsystem wurde industriell vorgefertigt und auf die Baustelle geliefert, wo die montagefertigen Teile zusammengeschraubt wurden. Auf Schweissnähte wurde zugunsten der Demontier- und Wiederverwendbarkeit der einzelnen Elemente grösstenteils verzichtet. Auch Ausbauteile wie etwa die Fassadenelemente wurden mitsamt Fenstern und Lamellenstoren montagefertig geliefert.
Seit 1968 wurde das System praktisch angewandt. Seine hohe Variabilität in der Planung aufgrund des Bandrasters eröffnete ein breites Einsatzgebiet. Dank seiner Flexibilität, beispielsweise durch die Trennung von Tragsystem und Ausbausystem, liessen sich die Bauten an wandelnde Bedürfnisse in der Benutzung einfach adaptieren. Raumeinteilungen konnten innerhalb des Rasters neu angeordnet werden. Das Flächentragwerk stellte in seinen 41 cm hohen Hohlräumen genügend Platz für die horizontalen Installationsleitungen zur Verfügung, seine grosse Durchlässigkeit in der Vertikalen ermöglichte praktische Leitungsführungen und Verteilungen. Gebaut wurden die unterschiedlichsten Gebäudetypen: Schulen, Lagergebäude, Bürohäuser, Infrastrukturbauten und Wohngebäude.
Seit 1968 wurde das System praktisch angewandt. Seine hohe Variabilität in der Planung aufgrund des Bandrasters eröffnete ein breites Einsatzgebiet. Dank seiner Flexibilität, beispielsweise durch die Trennung von Tragsystem und Ausbausystem, liessen sich die Bauten an wandelnde Bedürfnisse in der Benutzung einfach adaptieren. Raumeinteilungen konnten innerhalb des Rasters neu angeordnet werden. Das Flächentragwerk stellte in seinen 41 cm hohen Hohlräumen genügend Platz für die horizontalen Installationsleitungen zur Verfügung, seine grosse Durchlässigkeit in der Vertikalen ermöglichte praktische Leitungsführungen und Verteilungen. Gebaut wurden die unterschiedlichsten Gebäudetypen: Schulen, Lagergebäude, Bürohäuser, Infrastrukturbauten und Wohngebäude.
Bei dieser Beschreibung handelt es sich um einen Open-Source-Auszug aus dem Text im Buch «Systembau in der Schweiz – Geschichte und Erhaltung», das 2022 im gta Verlag erschienen ist.
Stadt
Olten Adresse Tannwaldstrasse 70 Bauzeit 1976–1978 Bauherrschaft Schweizerische Bundesbahnen (SBB) Beteiligte Personen Aldo Henggeler, Architekt Beteiligte Unternehmen Frutiger Söhne AG, Herstellerin der Fassaden- und Innenwandelemente sowie der Bodenplatten O. Furter A. Henggeler Architekten, Architekturbüro Stephan SA, Stahlbau Systembau 66 AG, Generalplanung Entwicklung des Systems Aldo Henggeler, Architekt Oscar Furter, Architekt Roland Crottaz, Ingenieur Giovanni Seghizzi, Ingenieur Peter Aregger, Ingenieur Gartenmann AG, Ingenieurbüro |
Das 1978 fertiggestellte Zentralstellwerk in Olten beherbergte die komplexen technischen Anlagen eines der wichtigsten Bahnverkehrsknotenpunkte der Schweiz. Angesichts des noch andauernden Ausbaus der Gleise war bereits in der Projektierungsphase des Stellwerks eine spätere etappenweise Erweiterung des Gebäudes mitgedacht, wollte man doch einen Hochbau errichten, der auch eine allfällig neue, technisch weiterentwickelte Anlage aufnehmen könnte.
Nicht ganz unbescheiden sahen die Architekten ihr System VE 66 bereits als möglichen Bestandteil der zukünftigen architektonischen Corporate Identity der SBB und argumentierten: «Der Entwerfer erfährt eine Beschränkung aufs Wesentliche, wobei die Freiheiten eines guten Systems auch neue Möglichkeiten eröffnen. Es kann eine Vereinheitlichung des Erscheinungsbildes für Bahnbauten erreicht werden, ohne Verzicht auf eine inhaltsbezogene, differenzierte formale Aussage.» Womit zur Bauzeit allerdings nicht gerechnet werden konnte, war die Geschwindigkeit der Digitalisierung im Bahnverkehr. So steht der Bau, einst geplant für die Aufnahme grosser mechanisch-technischer Anlagen, heute grösstenteils leer und sein Fortbestand ist nicht gesichert. Stattdessen nahmen die SBB 2015 ein neues Stellwerk in Olten in Betrieb. |
Bei dieser Beschreibung handelt es sich um einen Open-Source-Auszug aus dem Text im Buch «Systembau in der Schweiz – Geschichte und Erhaltung», das 2022 im gta Verlag erschienen ist.
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Das ca. 250 Seiten umfassende Buch «System & Serie. Systembau in der Schweiz – Geschichte und Erhaltung» enthält neben wissenschaftlichen Essays zur Geschichte und zur Bedeutung des Systembaus auch viele ausführliche Porträts von Schweizer Bausystemen und in der Schweiz errichteten Systembauten. Dazu kommen zwei interdisziplinäre Gespräche zu den Aspekten Bauphysik und Statik sowie ein umfassendes Werkverzeichnis, ein Glossar und ein Personenverzeichnis zum Systembau in der Schweiz.
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